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Ist Kaugummikauen gesund?

08.10.2021

Viele Menschen kauen gerne Kaugummi. Er erfrischt den Atem, regt den Speichelfluss an und kann als Zahnpflegekaugummi sogar die Zahngesundheit schützen. Doch ab wann kann Kaugummikauen auch schädlich sein?

Wie viel Kaugummikauen ist gesund?

Zahnärzte und Kieferorthopäden begrüßen jede Maßnahme, um die Gesundheit von Zähnen, Kiefern und Mund zu fördern. Neben dem täglichen Zahnputzritual gehört auch Kaugummikauen zu den zahnhygienischen Handlungen, die ratsam sind., wenn man unterwegs ist. Denn Kaugummikauen verhindert das Festsetzen neuer Plaque und regt den Speichelfluss an, was Kariesbildung vorbeugt. Wer gerne Kaugummi kaut, sollte darauf achten, dass er zuckerfrei, oder – noch besser – mit Xylit gesüßt ist, da das Süßungsmittel die Zähne zusätzlich pflegt. Gleichwohl kann übertriebenes oder ständiges Kaugummikauen negative Auswirkungen haben. 

Warum schadet übermäßiges Kaugummikauen?

Wer seinen Mund ständig bewegt, beansprucht Zähne, Muskulatur und Kiefer mehr als er sollte. Unsere Kiefer sind dafür ausgelegt, kurzzeitig hohe Kräfte zu entwickeln, um feste Nahrung zu zerkleinern. Unterstützt werden sie dabei vom Kaumuskel, dem stärksten Muskel im menschlichen Körper. Das ständige Malmen setzt die Kiefermuskulatur unter Dauerspannung und führt zu einer Erhöhung des Muskeltonus, also des Spannungszustandes des Muskels. Dadurch wächst der Muskel. Man spürt Muskelkater, hat Schmerzen im Kiefer- und hinteren Wangenbereich. Bisweilen strahlen die Schmerzen auch bis in den Schädel oder den Hals aus. Denn um den Kopf bei Kauvorgang zu stabilisieren, sind auch die angrenzenden Muskelpartien beteiligt, etwa Hals- und Nackenmuskulatur. Die mechanische Beanspruchung kann ebenfalls zu knackenden oder klickenden Geräuschen führen. Ein akustisches Signal, das auf eine Funktionsstörung des Kiefergelenks hinweist. Im schlimmsten Fall kann sich daraus ein Kiefergelenk-Syndrom (CMD: craniomandibuläre Dysfunktion) entwickeln. 

Symptome CMD I Quelle: intern 

Wie lange darf man Kaugummi kauen?

Eine feste Vorgabe zur Kaudauer gibt es nicht. Wer die gesundheitlichen Vorteile von Kaugummis nutzen möchte, kann jederzeit bei schlechtem Atem, nach dem Essen oder dem Konsum von zucker- oder säurehaltigen Lebensmitteln zu den Zahnpflegekaugummis greifen. Es sollte aber klar sein, dass man nicht stundenlang auf einem Kaugummi kauen sollte, sondern am besten nur so lange, bis der Geschmack verflogen ist. Das ist bei den meisten Produkten nach spätestens 15 bis 20 Minuten der Fall.

Warum kann Kaugummikauen den Zähnen schaden?

Die meiste Zeit des Tages berühren sich unsere Zähne im Mund nicht. Sie befinden sich in der sogenannten Ruhe-Schwebe-Lage. Nur beim Essen haben sie zu tun und treffen aufeinander. Diese Reibungen führen zu mechanischer Abnutzung der Zähne. Wer ständig Kaugummi kaut, sorgt also auch für ständiges Aufeinanderreiben der Zähne. Die Folge: unser Zahnschmelz wird abgetragen, also die Schutzschicht um unsere Zähne. Die Zähne werden schmerzempfindlicher und sind äußeren Umwelteinflüssen stärker ausgesetzt.

Bei welchen Leiden sollte man aufs Kaugummikauen verzichten?

Wer Probleme mit Zähneknirschen oder Zähnepressen hat, sollte mit Kaugummis zurückhaltend sein. Denn eine dauerhafte Anspannung der Muskeln kann diese Fehlfunktionen verschärfen. Auch wer an craniomandibulärer Dysfunktion leidet, also einer Funktionsstörung zwischen Schädel und Unterkiefer, sollte das Kaugummikauen unterlassen.

Darf man mit Zahnspange Kaugummi kauen?

Lieber nicht! Zahnspange und Kaugummi I Quelle. unsplash

Zahnärzte und Kieferorthopäden sehen in der Regel kein Problem darin, Kaugummi zu kauen, wenn man eine lose Zahnspange oder Aligner trägt. Allerdings sollte man nicht mit einer Zahnspange oder Zahnschiene im Mund einen Kaugummi kauen.  Bei einer festen Zahnspange oder einem festen Retainerdraht hinter den Zähnen sieht das anders aus. Denn alles, was zäh oder klebrig ist, kann sich leichter in den Kunststoff- und Metallteilen oder den Drähten der Spange verfangen oder sogar die Brackets von den Zähnen lösen. 

Eine Möglichkeit kann sein, kleinere Mengen Kaugummi zu sich zu nehmen, zum Beispiel nur einen halben Kaugummi und diesen nur kurz zur Erfrischung im Mund zu behalten. Diese kleine Menge hat man im Mund einfach besser unter Kontrolle. Wer als Spangenträger seinen Atem erfrischen möchte, kann alternativ auch zu zuckerfreien Pfefferminzbonbons greifen.

Fazit:

Kaugummikauen kann eine gesundheitsfördernde Wirkung haben, wenn man es nicht übertreibt. Einem ungetrübten Kaugenuss steht nichts im Wege, wenn man nur bei schlechtem Atem oder nach dem Essen einen Zahnpflegekaugummi nutzt. Dann aber bitte zuckerfrei bzw. mit Xylit gesüßt. Allen, die bereits Probleme mit Zähnen, Kaumuskel und Kiefergelenk haben, sei der Ratschlag ihres Zahnarztes oder Kieferorthopäden empfohlen. Er kann eine individuelle Verzehrempfehlung aussprechen.

 

Quellen:

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  • Das Gesundheitsportal medondo.health
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